Die Mehrer Kirche
Über den Bau der Kirche gibt es keine direkten Nachrichten mehr, da alle Dokumente des Pfarrarchivs 1742 durch einen Brand vernichtet wurden. Trotzdem lässt sich die Baugeschichte noch rekonstruieren: Der älteste Teil der heutigen Bausubstanz ist der Turm mit seinen beiden unteren Stockwerken, der Mitte des 14. Jahrhunderts an die kleine romanische Saalkirche angebaut wurde, die spätestens um 1100 gebaut sein dürfte. Gorissen vermutete, dass dieses erste Mehrer Kirchlein so breit war wie der Turm und so lang wie der heutige Mittelteil. Es schloss nach Osten mit einer halbrunden Apsis ab.
Der größte Teil der heutigen Bausubstanz stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Damals hat man wohl zuerst einen kompletten großen Neubau geplant und errichtete das Hochchor, so wie es auch heute noch aussieht. Danach hat man sich wohl doch entschlossen, den erst 100 Jahre alten Turm in den Neubau zu integrieren. So wurde die alte Saalkirche vom heutigen Mittelteil umbaut und im Innern der heutigen Kirche abgerissen. Wie die Kirche danach ausgesehen hat, kann man gut auf der Zeichnung von Cornelis Pronk von 1731 erkennen, die sich im Kupferstichkabinett des Rijksmuseums in Amsterdam befindet.
Einige Unterschiede zum heutigen Kirchenbau fallen sofort auf. Der Eingang in die Kirche befindet sich an der Nordseite. Er ist übrigens heute noch im Fugenverlauf des Mauerwerks sichtbar. Die Fenster sind nur in der oberen Hälfte verglast. Der Turm ist nur zweistöckig. 1896 wurde der Turm zur heutigen Höhe aufgestockt. Damals wurden auch die sechseckige Sakristei (heute Leichenhalle) und der Treppenturm zur Orgelbühne gebaut.
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Die Glocken
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Die älteste Glocke ist die Marienglocke, ca. 800 kg, Schlagton fis. Sie wurde 1414 gegossen. An ihrem oberen Rand befindet sich eine umlaufende Inschrift: maria is min naem Maria ist mein Name dat si got pepfaem das sei Gott befohlen int jaer des herrn MCCCCIIII im Jahr des Herrn 1414 Diese Glocke läutet alleine als Totenglocke und zusammen mit den beiden anderen als Festgeläut an den hohen Feiertagen. Auch der Stundenschlag der Turmuhr kommt von der Marienglocke.
Die zweite Glocke, ca. 450 kg, Schlagton a, wurde unserer Pfarre als Ersatz für die beiden im Zweiten Weltkrieg abgegebenen Glocken zugeteilt. Das eingegossene Relief zeigt St. Georg
im Kampf mit dem Drachen. Pastor Hüttemann weihte die Glocke 1953 als Martinusglocke. Diese Glocke hört man dreimal täglich beim Angelusläuten.
Erst seit 1987 ist das Dreiergeläute wieder vollständig. Pastor Johannes Bours weihte die Johannesglocke, ca. 350 kg, Schlagton h. Sie trägt die Inschrift: Johannes Evgl. „Kommt und seht!“ – St. Martinus Mehr 1987. Diese Glocke läutet vor jedem Sonntagsgottesdienst zusammen mit der Martinusglocke.
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Im Jahr 2005 wurden die Kirchenbücher der Pfarrkirche St. Martinus Mehr geschlossen. Seitdem bilden die Kirchen in Nütterden, Frasselt und Mehr zusammen die Pfarrgemeinde St. Antonius Abbas Kranenburg.